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Man ist was man isst!

Der Gastrosoph!

Mit seinem Satz "Der Mensch ist was er isst" bringt Ludwig Feuerbach, deutscher Vordenker der Gastrosophie, die philosophische Bedeutung der Ernährung für unsere Identität sehr schlicht auf den Punkt. Wir sind das einzige Lebewesen auf der Erde, das seine Nahrung kocht und zubereitet und haben vor ca. 2,6 Millionen Jahren damit begonnen, Fleisch zu essen. Kochen gehört zu unserer Kultur und ist die größte Veränderung bei der Ernährung im Lauf der gesamten Geschichte des Lebens.

Was heute Kulturgut ist, hatte früher unter anderem die pragmatische Aufgabe, unsere körperlichen und geistigen Fähigkeiten zu entwickeln. Lange ist man davon ausgegangen, dass Lebensumfeld und soziale Strukturen die Evolution unserer Spezies beeinflusst haben. Neue wissenschaftliche Überlegungen führen zu einer neuen Theorie, nach der auch die Nahrung wie gekochte Speisen und auch Essen von rohem Obst und Gemüse diesen Effekt mit bewirkt haben könnten.

Man ist was man isst!

Unser tägliches Essen hat demnach den Verlauf der Menschheitsgeschichte elementar beeinflusst – man ist, was man isst. Primär ist nicht zu leugnen ist, dass unsere Essensgepflogenheiten Einfluss auf unser Wohlbefinden und unsere körperliche und geistige Gesundheit haben. Ernährungswissenschaftler finden immer wieder neue Zusammenhänge, wie sich welche Nahrung und deren Inhaltsstoffe auf unseren Körper positiv oder negativ auswirken können. Da ist es dann auch nicht verwunderlich, wenn sich kulturelle Unterschiede in der Ernährung auch im Wohlbefinden und in der geistigen Haltung einer Nation oder kultureller Identitäten widerspiegeln.

Verschiedene Lebensarten und Kulturen

Wir reden gerne von der sprichwörtlichen italienischen Lebensart, die voller Eigenschaften wie Emotionen, Genuss, Sinnlichkeit und dem süßen Nichtstun „dolce far niente“ geprägt sind. Oder der französischen Lebensart, die mit Ihrem Charme, der „l'amour“, dem „savoir vivre" – der Kunst das Leben zu genießen – unverkennbar in Zusammenhang gebracht werden.
Sind nicht diese speziellen kulturellen Eigenschaften, die wir so sehr an anderen Ländern lieben untrennbar mit der Art der Zutaten und deren Zubereitung in der dortigen Ernährung verbunden? Natürlich spielen dabei auch geographische Eigenschaften eine große Rolle.

Wir lieben die mediterrane Küche mit Ihren leckeren Fisch- und Fleischrezepten, den eingelegten variantenreichen Vorspeisen, die gesunden und schmackhaften Olivenöle und Essigsorten und die nicht zu vernachlässigende große Anzahl an Gemüsesorten. Natürlich vergessen wir hierbei nicht die unüberschaubare Anzahl von Teiggerichten wie Pasta, Quiche, und vielen anderen.

Sehr gespalten ist man hier zu Lande, wenn man über die deutsche Lebensart redet. Große regionale Unterschiede prägen das Küchenbild. Der Deutsche gilt allgemein als genau, korrekt, herzlich aber auch als schwermütig, mürrisch ja sogar etwas depressiv.
Viele interpretieren die deutsche Küche als vielfältig, deftig und herzhaft. Ausländer lieben sie für ihre Wurst- und Fleischprodukte und natürlich für das deutsche Bier. Im Vergleich zu Italien und Frankreich haben wir eine schwere Küche mit den „der deutschen liebsten Gerichte“ wie Sauerbraten, Rindsrouladen und Krustenbraten, dazu viel Kohlgemüse und Kartoffeln. Besonders beliebt sind die dazu servierten und besonders kalorienreichen, fetten Saucen.

Unterschiedliche Verhaltensweisen

Auch das Einkaufsverhalten der verschiedenen Nationalitäten ist hier sehr aufschlussreich. Der Deutsche gibt zum Beispiel weniger Geld für Lebensmittel aus als der Italiener oder Franzose, was unter anderem auch an den Prioritäten liegt. Die Deutschen geben lieber Geld für Mobiltelefone als für hochwertige Lebensmittel aus. Nicht so in Frankreich und Italien, wo das Essen ein sehr hohes Prestige hat.

Schaut man sich hier im Vergleich zu Italien und Frankreich auch mal Statistiken zur Fettleibigkeit an, liegt Deutschland hier weit vorn, was übergewichtige Menschen angeht. Im EU-Durchschnitt sind die Deutschen am Dicksten. (Quelle: Spiegel Online)

An dieser Stelle sei es deshalb auch mal erlaubt einen Rückschluss aus der Ernährung auf das Gemüt einer Nation zu schließen.

Nichtdestotrotz liegt die heutige deutsche Küche mit ihren regionalen und traditionellen Gerichten im internationalen Vergleich sehr weit vorne. Wenn auch hier auf weniger Fleisch und Fett geachtet wird, kann die deutsche Küche sehr gesund sein.

Vielfältigkeit und Multikulti

Hier gestatten wir uns mal wieder eine Lanze für eine vielfältige und multinationale Küche zu brechen. Profitieren wir nicht nur kulinarisch von der Vielfältigkeit der Gerichte und der großartigen Kochkunst anderer Länder, sondern nehmen wir auch die einzigartigen Gefühle, Gewürze und Zubereitungsarten in uns auf und assimilieren deren Lebensgefühl. Noch nie war Vielfältigkeit und multikulturelles Zusammenleben so wichtig wie heute.

Denken Sie darüber nach, wenn Sie das nächste Mal bei Ihrem Lieblingsitaliener im Eiscafé stehen und Ihr Lieblings-Gelato genüsslich zu sich nehmen. Unsere Gastarbeiter aus den 50er und 60er Jahren waren es, die das für so viele begehrte Lebensgefühl von "Bella Italia" mit italienischem Eis nach Deutschland brachten, das man so nicht mehr vermissen möchte.

So hat jeder doch schon mal andersartige und fremdartige Lebensweisen "probiert" und seine Vorlieben dabei entdeckt. Nicht mehr wegzudenken sind hier in Deutschland unter anderem die Küchenkulturen aus Spanien, Griechenland, Jugoslawien, Italien, Frankreich, Portugal, Österreich, Marokko, Ägypten, Indien, China, Japan und viele mehr. Und es werden weitere dazu kommen.

Wenn also davon ausgegangen werden muss, das Lebensumfeld und soziale Strukturen nicht allein die Evolution unserer Spezies beeinflussen, sondern auch das Essen, das wir zu uns nehmen, dann sollten wir auf eine hohe Nahrungsdiversität und Qualität achten.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen weiterhin guten Appetit und denken Sie daran – "man ist , was man isst"!